Die Idee, ein NAS als zentrale Ablage für meine Fotografien zu betreiben, war nicht neu. Aber irgendwann hatte ich keine Wahl mehr

Zu viele Festplatten!

Als ich vor ein paar Jahren die erste 500GB Festplatte kaufte dachte ich, dass der Speicherplatz für die nächsten 10 Jahre halten würde. Dann fing ich an, intensiver zu fotografieren, dann kamen die ersten Aufträge, eine neue Kamera usw. und ich hatte die Festplatte voll. Um meine Arbeit nicht zu unterbrechen, hing ich eine weitere Festplatte an das System und begann, meinen Lightroom Katalog auf mehrere Datenträger zu verteilen. Das funktioniert zwar, aber es ist nervig. Das wirkliche Problem war aber, dass es keine Sicherung gab. Um mich nicht dem Risiko auszusetzen, unwiderruflich alle Bilddaten auf einer Festplatte zu verlieren, entschloss ich mich, ein neues NAS anzuschaffen.

Anforderungen

Datensicherheit – Die Dateien auf einer einzigen Festplatte ohne Redundanz abzulegen ist ein No-Go.

Integritätscheck – Das System überwacht sich periodisch selbst und meldet sich anbahnende Probleme (oder bekommt sie selbst in den Griff)

Geschwindigkeit – Ein NAS welches über Gigabit Ethernet angebunden ist, sollte in der Lage sein, entsprechende Durchsatzraten zu erreichen. Viele kommerzielle Lösungen erreichen nicht einmal 20 MB/Sek, auch das ist ein No-Go

Kosten – Auch wenn ein günstiger Anschaffungspreis wünschenswert ist, so ist dieser Punkt ganz klar der Datensicherheit untergeordnet.

Kandidaten

QNAP – Preis ok, features ok, aber zu langsam

Drobo – Super Leistung und augenscheinlich sehr sicheres System (obwohl kein „echtes“ RAID), aber deren BeyondRAID ist proprietär, der Single Point of Failure liegt in der Hardware. Schlimmstenfalls kommt man nie wieder an die Daten, so zumindest ist der häufigste Kritikpunkt an den DroboFS. Der Preis erscheint mir halbwegs fair

Buffalo NAS / Western Digitai MyBook – Preis ok, aber langsam und umständlich. Ich habe die Buffalo Lösung getestet und war alles andere als begeistert.

Eigenbau/DIY – Preis variabel, Qualität variabel (und stark abhängig vom Preis). Große Auswahl an Frickel-Lösungen, aber auch praxisbewährte Software. Ich habe mich hierfür entschieden. Ich bin kein Freund von Blackbox Lösungen die mich im Ernstfall an einen Hersteller binden.

Online Backup – Nein Danke

Oft wird vorgeschlagen, als zusätzliche Sicherheit auf eine Online-Backup-Lösung wie z.B. Crashplan zu setzen. Ich persönlich halte nichts von dieser Lösung, weil sie zu langsam ist. Im Ernstfall möchte man nicht Tage warten, bis die komplette Sammlung gesichert bzw. wiederhergestellt ist. Solch eine Lösung mag für paranoide Hobbyfotografen praktikabel sein, für mich jedoch nicht. Ich schl

age vor, einfach eine externe Festplatte als zusätzliches Backup-Medium zu verwenden, und diese an einem gesonderten Ort aufzubewahren. Feuerfeste Dokumentenkassetten (ab und zu bei Aldi erhältlich) sind auch eine relativ sichere Option, dort finden bis zu vier externe Festplatten platz.

NAS Hardware

  • Mainboard – Asus E35 M1 Pro + 4GB RAM von G.E.I.L.: 200 EUR
  • Netzteil – Enermax 82+ 350W: 60 EUR
  • Gehäuse – Cooltek Coolcube Maxi: 70 EUR
  • Festplatten – 2 x Western Digital Red, 3 TB: 270 EUR
  • Verbatim USB Stick, 8 GB: 10 EUR

Aufgrund einer Budgetbremse meiner Ehefrau sind es in der ersten Phase „nur“ 2x3TB. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn die spätere Erweiterung wird nicht sonderlich problematisch. Preislich bewegen wir uns also bei ca. 600 EUR. Für bereits 400 EUR gibt es die Buffalo Lösung mit 3 TB im RAID 1 (gespiegelt), diese hat mich aber nicht überzeugt und wie sich später herausstellt, ist die Eigenbau Lösung doppelt so schnell.

Software

Als Betriebssystem kommt FreeNas 8.3 zum Einsatz. Das kostenlose System-Image ist dank einer einfachen Anleitung zügig auf den USB Stick kopiert. Ich finde die Lösung, das System nicht von der Festplatte zu starten sehr gut, da die eingebauten Festplatten somit vollständig zur Datenablage genutzt werden können.

Erstes Fazit

Dieser Artikel wird in Zukunft verfeinert und vervollständigt. Nach zwei Wochen Dauerbetrieb kann ich aber bis jetzt nur positives berichten. Der Datendurchsatz liegt bei 60-80MB/Sek. Ich habe mittlerweile alle RAW-Dateien auf das NAS übertragen und die Lightroom Kataloge aktualisiert. Bei der Bearbeitungsgeschwindigkeit in Lightroom kann ich keinen Unterschied feststellen.

Update: Zwei Jahre später

Eines Vorweg – der Server läuft immer noch, allerdings nicht mehr in der Originalkonfiguration. Mittlerweile bin ich auf Version 9 von Freenas umgestiegen, welches einige Verbesserungen mit sich gebracht hat. Die größte Änderung ist allerdings der Umstieg vom USB Stick als Bootmedium auf eine kleine externe Festplatte. Warum war dies notwendig? Nun, es mag am Stick gelegen haben – jedenfalls hat sich der Server alle paar Monate aufgehängt weil das Medium korrupt war. Ich habe mir die Fehlerdiagnose erspart weil recht schnell klar war, dass es an den vielen Schreibzugriffen auf das Syslog gelegen haben muss. Ein USB Stick ist nunmal nicht für ständige Schreibzugriffe ausgelegt. Dessen muss man sich bei der Planung bewusst sein. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum bei aktuellen FreeNAS Versionen ein Installer startet – es reicht nicht mehr, das Image auf einen Stick zu übertragen. Meine Empfehlung für die Zukunft lautet also: mindestens 2 Platten für RAID 1 oder 4 Platten für RAID 5 plus eine kleine System-Festplatte. Meine zweite Empfehlung ist: Wenn die Konfiguration steht, sollte sofort ein Backup der Konfiguration gemacht werden. Im Notfall lässt sich diese schnell zurückspielen, so dass mit minimalen Ausfallzeiten zu rechnen ist.